Nahrungsergänzungsmittel: „Schockierend, was die Leute alles nehmen“, sagt Dr. Dinic in der tz-Titelgeschichte

Nahrungsergänzungsmittel boomen. Viele Menschen erhoffen sich davon eine verbesserte körperliche und geistige Gesundheit und Leistungsfähigkeit. „Es ist ein Milliardengeschäft, doch die meisten Nahrungsergänzungsmittel sind überflüssig und überteuert, manche sogar gefährlich“, erklärt Dr. Milan Dinic. Der Münchner Internist, Kardiologe, Sportmediziner und Spezialist für Stressmedizin und TCM, war Experte für die ganzseitige Nahrungsergänzungsmittel-Veröffentlichung der Medizinredaktion von tz und Münchner Merkur. Er warnt vor Überdosierungen oder Wechselwirkungen mit Medikamenten. Nahrungsergänzungsmittel können deren Wirkung verstärken oder abschwächen.

Hier geht es zu den 3 Onlineveröffentlichungen

In der Praxis Dr. Dinic sind die Pillen und Pülverchen Dauerthema: „Manchmal bekomme ich einen Schock, wenn die Leute zu mir kommen und erst mal auspacken, was sie so alles einnehmen“, erzählt Dr. Dinic. Er sei kein Gegner von Nahrungsergänzungsmitteln. „Aber man sollte sie nur dann nehmen, wenn es wirklich sinnvoll ist.“ Wichtig sei es, die Mittel immer nur nach Absprache mit einem Arzt zu schlucken. Für die Diagnose komme es ganz auf den Patienten, seine jeweiligen Beschwerden und die Ergebnisse einer Blutuntersuchung an, erklärt Dr. Dinic.

Für wen Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sind

  • Schwangere und Stillende: Während der Schwangerschaft kann der Bedarf an Vitalstoffen um etwa 30 Prozent erhöht sein, während der Stillzeit sogar um bis zu 100 Prozent.
  • Ältere Menschen: Probleme bei der Nahrungsaufnahme, geringer Appetit und die regelmäßige Einnahme von Medikamenten können zu Mangelzuständen führen.
  • Menschen, die chronischem Stress ausgesetzt sind: Vitamine können die Stressresistenz erhöhen.
  • Chronisch Kranke: u. a. Allergiker, Neurodermitis-Patienten, Diabetiker, Patienten mit Krebserkrankungen, COPD oder chronischen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, HIV-Patienten. Eine regelmäßige Medikamenteneinnahme kann den Nährstoffbedarf steigern. Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist die Aufnahmefähigkeit der Mikronährstoffe verringert.
  • Vegan lebende Menschen benötigen zusätzliches Vitamin B12 und sollten unter anderem ihre Versorgung mit Eisen, Jod, Zink und Omega-3-Fettsäuren regelmäßig überprüfen lassen. (B12 kommt in der Natur nur in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Eiern vor. Zu Vegetariern: Wer auf Fleisch verzichtet, aber Eier, Milchprodukte und Fisch zu sich nimmt, bekommt in der Regel alle wichtigen Nährstoffe über die Nahrung. Allerdings kann der Körper Nährstoffe wie Eisen und Zink aus Fleisch am besten aufnehmen. Daher sollten auch Vegetarier regelmäßig ihre Nährstoffversorgung überprüfen lassen.)
  • Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie Menschen, die einseitige Diäten machen: Der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel erschwert die ausreichende Versorgung mit Nährstoffen.
  • Frauen, die die Pille nehmen: Hier erhöht sich der Bedarf an B-Vitaminen und Folsäure.
  • Leistungssportler: Wer intensiv Sport betreibt, hat einen höheren Nährstoffbedarf, da der Körper mehr gefordert wird. Wer sportlich sehr aktiv ist, sollte seine Nährstoffversorgung – insbesondere von Eisen, Magnesium, Calcium, Vitamin D und Jod – regelmäßig überprüfen lassen.
  • Raucher und Menschen, die viel Alkohol trinken: Zur Entgiftung des Körpers werden zusätzliche Vitamine benötigt.

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