Dr. Dinic bei Bayern 1 zu „Richtiger Wiedereinstieg nach der Sportpause“

Sportvereine und Fitnessstudios sind seit mehr als vier Monaten geschlossen. Viele Freizeitsportler haben in dieser Zeit kaum trainiert, ihre Fitness ist quasi bei Null. Bei dem frühlingshaften Wetter zieht es nun alle nach draußen, viele wollen wieder (mehr) Sport machen. Die Gefahr: Überlastungen und Sportverletzungen, denn „durch die Sportpause sind die Muskeln und Bänder nicht mehr so geschmeidig. Vor allem aber ist die Leistungsfähigkeit bei den meisten Freizeitsportlern durch den Lockdown verlorengegangen“, sagte Dr. Dinic. Belastungs- und Laktattests in unserer Praxis in München belegen dies täglich.

Dr. Dinic: „Etliche haben einige Corona-Kilos zugelegt und schlechtere Gesundheitswerte. Erhöhter Blutdruck ist nur ein Beispiel – jeder dritte Erwachsene in Deutschland ist davon betroffen. Bluthochdruck bemerkt man selbst meist nicht – er kann aber ernste bis tödliche Folgen haben. Daher sollte sich jeder vor Beginn eines körperlichen Trainings internistisch-sportmedizinisch untersuchen lassen. Bei Auffälligkeiten sollte man auch zum Kardiologen gehen. Wer nach einer Corona-Erkrankung wieder Sport treiben möchte, sollte vorab unbedingt eine Sporttauglichkeitsuntersuchung durchführen lassen, damit geprüft werden kann, ob Herz und Lunge Schäden zurückbehalten haben. Wenn etwas mit der Lunge nicht stimmt, merkt man das in der Regel – man kriegt schlechter Luft. Herzerkrankungen dagegen spürt man nicht, daher sollte man sich untersuchen lassen.“

Worauf sollte man nach einem Sportcheck achten?

Dr. Dinic: „Langsam anfangen, das Trainingspensum und die -intensität nur langsam steigern, dehnen und ausreichend regenerieren, also Ruhetage einplanen.“

Warum ist regelmäßiger Sport so wichtig?

Dr. Dinic: „Ein regelmäßiges körperliches Training fördert Gesundheit und Immunsystem, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Auch im Vorfeld der Corona-Schutzimpfung ist es wichtig, seine Abwehrkräfte und seine Fitness zu stärken. Je fitter man ist, umso besser verträgt man Impfungen. Wichtig zu verstehen ist: Sport treiben heißt nicht, keine Infektionen mehr zu bekommen. Wenn Sie Ihre Fitness verbessern, bauen Sie aber eine Art Bonuskonto auf. Das heißt, wenn Sie einen Infekt bekommen, haben Sie die Chance, wesentlich besser damit fertig zu werden als Menschen, die fast nur sitzen und dadurch ein schwächeres Immunsystem haben.

Denken Sie neben Ausdauersport auch an Kraftübungen mit dem eigenen Körpergewicht, am besten drei Mal pro Woche. Krafttraining hilft, wieder Muskulatur aufzubauen und Verletzungen vorzubeugen – und es hat eine besondere Wirkung, die viele nicht kennen: Sie produzieren dadurch Myokine. Die hormonähnlichen Botenstoffe haben viele positive Auswirkungen auf den Körper – unter anderem haben sie eine Anti-Krebs-Wirkung und sie stimulieren das Immunsystem enorm. Schon mit 10 Minuten-Einheiten können Sie eine Menge erreichen. Neben Ausdauer und Kraft gilt es, die Koordination zu verbessern, denn Gelenke und Sehnen sind nach der Pause „eingerostet“. Zähneputzen auf einem Bein ist eine gute, alltagstaugliche Übung.“

Die einen wollen abnehmen, die anderen schnell wieder fit werden. Warum führt viel Training oft zu Überlastung, Verletzungen und Demotivation?

Dr. Dinic: „Übertreiben Sie es beim Sport nicht, sonst bringt er Ihnen nichts. Durch Überlastung riskieren Sie nicht nur erhebliche Muskelschmerzen, sondern Sie setzen damit auch Ihr Immunsystem außer Kraft. Da sind Sie dann unheimlich anfällig für Infektionen. – Das sind die Patienten, die zwei Wochen nach Trainingsbeginn krank werden oder sich verletzen. Vielen wird das unverhältnismäßige Training auch zu anstrengend und sie hören nach wenigen Wochen ganz auf. Mein Rat an Einsteiger: Suchen Sie einen Ausdauersport, der Ihnen Spaß macht – Laufen, Walken, Radfahren, Training auf dem Crosstrainer oder Ergometer – und bringen Sie mehr Bewegung in Ihren Alltag. Und lassen Sie sich beim Sportmediziner auf Basis eines Gesundheitschecks individuell beraten.“

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